Blickpunkt Archiv News - Landesarchiv NRW setzt auf DIN ISO 16245
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eNewsletter 5/2011 vom 24.05.2011
Landesarchiv NRW setzt auf DIN ISO 16245 als Teil des Bestandserhaltungskonzepts
Konservierung geht vor Restaurierung
Eine große Menge an historischem
Schriftgut ist schon geschädigt und wartet auf konservatorische
und restauratorische Bearbeitung. Im Landesarchivs NRW
sind dies insgesamt rund 155 Regalkilometer, die in unterschiedlichem
Umfang konservatorischer Pflege bedürfen. Dies fängt
bei der archivgerechten Umverpackung an: Registraturgut
aus Behörden erfährt seine Metamorphose zu
Archivgut
durch die archivarische
Bewertung
in den Behörden,
durch die
Erschließung
in den Archiven (
Ordnung
und
Verzeichnung
) und – last but not least – durch
konservierende Maßnahmen.
Ordner mutieren zu Mappen in Archivkartons: Das Papier muss von allen Metallteilen befreit und in alterungsbeständige Mappen und Kartons umgepackt werden. Diese Maßnahme stellt neben einer dauerhaften Lagerung des Archivguts in klimastabilen Magazinen die wichtigste und wohl nachhaltigste
Form der
Bestandserhaltung
dar, nämlich der Schadensprophylaxe.
Die
Konservierung
und
Restaurierung
von Archivgut bleibt
eine zentrale Aufgabe der Bestandserhaltung. Denn Archivgut „in
Frieden sterben zu lassen“, wie manche Archivarinnen
und Archivare resignierend sagen, ist ein nicht wieder gut
zu machendes Versäumnis. Restaurierung als Maßnahme
der Bestandserhaltung muss aber ultima ratio sein und bei
knappen Ressourcen mit Augenmaß und auf der Basis
gründlicher Planung erfolgen.
Im
Landesarchiv
NRW orientiert sich die Behebung von Schäden
in den Werkstätten an den vorhandenen Prioritätenlisten
und folgt bestandsbezogenen Schadenskartierungen. Grundsatz
des Handelns ist dabei:
Konservierung geht vor Restaurierung.
Die Benutzbarkeit der Akten oder Urkunde muss wieder hergestellt
werden: Selbst besonders wertvollen Büchern und Archivalien
darf man aber ihr hohes Alter, Schäden und langjährige
Benutzung ansehen. Beispiel: Flecken werden nur wenn sie
die Lesbarkeit beeinträchtigen entfernt oder reduziert.
Handlungsbedarf besteht nur bei solchen Schäden, die
sich endogen verschlimmern oder durch exogene Einwirkung
verstärkt würden. Dann und nur dann muss der Schadensprozess
verzögert und/oder die Benutzbarkeit wieder hergestellt
werden.Für Akten-, Buch-, Urkunden- und Kartenbestände der Staatsarchive werden individuelle Behandlungsintensitäten definiert, die Bestände kategorisiert und entsprechend behandelt. Die Maßnahmen reichen von der reinen Oberflächenreinigung des Archivguts über die Massenentsäuerung (bei Archivgut des 19. und 20 Jahrhunderts) bis hin zur kompletten Restaurierung. In der Zentralen Restaurierungswerkstatt werden die Archivalien je nach Schadensbildern und Vorgaben verschiedenen Prozessen zugeführt, zum Beispiel der Einbettung mit Japanpapier oder der Fehlstellenergänzung durch Anfaserung. Der Schwerpunkt liegt auch hier immer auf der Erhaltung und erhaltenden Maßnahmen (Konservierung) und nicht der Restaurierung im Sinne von Wiederherstellung des Urzustandes.
Quelle: homepage des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen