Was heisst eigentlich PAT-Test
Von Verpackungsmaterialien aller Art können chemische Verbindungen
auf verarbeitete (im allgemeinen Sprachgebrauch „entwickelte“)
Fotomaterialien übergehen. In der über einhundertfünfzigjährigen
Geschichte der Fotografie sind aus Museen und Archiven zahlreiche Fälle
bekannt, in denen durch den Kontakt des verarbeiteten Fotomaterials mit
dem Verpackungsmaterial Schäden am Fotomaterial entstanden sind.
Verpackungsmaterialien sind in einer erweiterten Definition Materialien,
die mit der Vorderseite und der Rückseite des Fotomaterials in Kontakt
kommen können, z.B. Photoalben, Einlegefolien für Fotos, Umschläge,
Fototüten, aber auch Klebstoffe für Fototüte, Tinten zum
Beschriften oder Klebeetiketten. Um die potentielle chemische Reaktivität
eines Verpackungsmaterials zu testen, bedarf es eines genormten Tests.
In einer entsprechenden Arbeitsgruppe innerhalb der ANSI (American National
Standard Institute) wurde mit Vertretern der Industrie und von unabhängigen
Forschungsinstituten ein solcher Test ausgearbeitet und auch immer wieder überarbeitet.
Dieser Test ist als PAT (Photographic Activity Test) bekannt. Aussagekräftig
ist er vor allem in Bezug auf SchwarzWeiß-Fotomaterialien.
Der PAT hat für Hersteller von Archivmaterialien und für potentielle
Kunden in Archiven und Museen enorme Bedeutung. Bei Neubeschaffungen von
Archivmaterial wird in der Regel nur solches Material angeschafft, dass
den Test bestanden hat. Einziger kommerzieller Anbieter, der diesen Test
anbietet, ist das IPI (Image Permanence Institute) in Rochester, New York.
Das IPI hat auf diesen Test ein Quasi-Monopol. Es war von Beginn an Mitglied
in der Normkommission für diesen Test und ist fast als einziger im
Besitz einer für diesen Test notwendige Prüffolie. Dabei handelt
es sich um die AGFA-Silbergelbfolie, die nur als Laborversuchsprodukt
hergestellt wurde und nie als kommerzielles Produkt erhältlich war.
Der PAT ist eine Testmethode, um den möglichen chemischen Einfluß eines
Verpackungsmaterials auf verarbeitetes Fotomaterial zu testen. Er besteht
darin, zwei verschiedene Detektorarten mit dem Testmaterial während
15 Tage bei 70°C und 86 % relativer Luftfeuchte in einem Klimaschrank
einzulagern. Dies geschieht in einer speziellen Halterung und die Detektoren
werden wie bei einem Sandwich übereinander gestapelt. Die Detektoren
und das Testmaterial werden durch eine Zwischenlage aus Filterpapier getrennt.
Dadurch wird diffundierenden chemischen Verbindungen der Übertritt
vom Probenmaterial in den Detektor gewährleistet, es wird aber ein
Verkleben des Probenmaterials mit der Detektoroberfläche verhindert.
Der eine Detektor wird als Image Interaction Detector bezeichnet. Er
besteht aus fein verteiltem Silber in Gelatine auf einem Polyesterträger.
Dieser Detektor ist die oben erwähnte AGFA-Silbergelbfolie. Sie ist
nicht kommerziell erhältlich und kann als das Herzstück des
Test bezeichnet werden. Der Silbergelb-Detektor simuliert chemische Reaktionen
am Silberbild eines Fotomaterials. Die Reaktion kann homogen auf dem Detektor
ablaufen und resultiert in einem gleichmäßigen Verblassen (Fading).
Bei inhomogener Reaktion auf dem Detektor erscheinen ungleichmäßige
fleckige Verfärbungen (Mottling). Das Fading kann messtechnisch durch
Messen der Blaudichte vor und nach Einlagerung erfasst werden, das Mottling
kann nur visuell beurteilt werden.
Der andere Detektor wird als Stain-Detector bezeichnet.
Er besteht aus nicht entwickeltem, ausfixierten SW-Fotopapier (Baryt-Papier).
Dieses ist noch kommerziell erhältlich. Dieser Detektor simuliert
Schäden an der Gelatine, die sich in einem Vergilben (Staining) äußern.
Hier wird ebenfalls die Blaudichte vor und nach der Einlagerung gemessen.
Die Rückseite des Detektors wird durch eine darüber liegende
Polyesterfolie vom darüber liegenden Probenmaterial getrennt, um
einen direkten Kontakt zu vermeiden.
Beide Detektortypen sind universelle Detektoren. Sie repräsentieren
produktunabhängig alle SchwarzWeiss-Fotomaterialien.
Wer hier noch nicht gehandelt hat, gefährdet also seine Bestände.