Erläuterungen zum IPM-Integriertes Schädlingsmanagement
Das Risiko der Einwanderung und Ausbreitung von Schädlingen wird durch weltweiten Handel und Tourismus sowie der vermehrten Ausleihung zwischen Institutionen erhöht. Es besteht ein Bedarf an langfristigen, kontinuierlichen und gesamtheitlichen Verfahren zur Risikominimierung und Schädlingsbehandlung - der IPM.
IPM = Integrated Pest Management, Integriertes Schädlingsmanagement, Integrierte Schädlingskontrolle oder auch Integrierte Schädlingsbekämpfung ist eine gesamtheitliche Strategie, die die verschiedensten Ansätze zur Reduzierung und Behandlung von Schädlingsproblemen miteinander verbindet.
Sie ist wesentlicher Bestandteil des Risikomanagement und umfasst folgende Grundsätze
- Risikobewertung
- Vorbeugungsmaßnahmen
- schädlingsfeindliche Umgebung
- regelmäßige Überwachung (Monitoring)
- Leitlinien
- Strategien für die Behandlung.
Ein effektives IPM bedeutet
Vorbeugen1,4
durch Schaffung einer Umwelt die den Schädlingen nicht förderlich ist
Erkennen2,4
durch regelmäßige Kontrollen (Monitoring) zur frühzeitigen Erkennung und Lokalisierung
Handeln3
nur da wo es nötig ist, z.B. durch Pheromon- und andere mit Lockstoffen ausgestattete Fallen
1 Beruht auf einer Risikobereich Beurteilung über die Umgebung und Objektzusammensetzung unter Berücksichtigung der physikalischen und organisatorischen Aspekte.
Sie zeigt die wahrscheinliche Anfälligkeit für biologische Risiken und deren Arten auf. Mit ihrer Hilfe werden Problemsituationen identifiziert und priorisiert sowie geeignete Instandhaltungs- und Managementverfahren festgelegt. Dabei sollten auch Grundsätzlich alle eingehenden Materialien (Objekte, Kisten, Verpackungen usw.) aus Neuerwerb oder Leihgabe mit eingeschlossen werden.
Risikobereiche sollten von "sehr hoch" bis "sehr niedrig/kein" klassifiziert werden.
2 Kontrollen anhand von Sichtprüfungen sind in regelmäßigen Abständen (zweimal, besser viermal jährlich) durchzuführen. Ein Plan, eine Prüfliste und geeignete Hilfsmittel helfen dabei worauf bei der Überwachung von Schädlingen zu achten ist. Dies schließt das Monitoring zur kontinuierlichen Bewertung der Schädlingsaktivitäten z. B. durch das Aufstellen von Fallen und wiederkehrenden Inspektionen mit ein. Die Ergebnisse der Kontrollen und des Monitoring sowie die empfohlenen Maßnahmen sind in einem Bericht schriftlich festzuhalten. (Muster einer Monitoring-Liste (PDF))
3 Das Auftreten von Schädlingen muss nicht zwangsläufig einen Befall/Kontamination darstellen. Eine gründliche Dokumentation und die Kenntnis der Art helfen die geeignete Maßnahme zu treffen.
Ist ein Befall/Kontamination bestätigt, sollten zur Verhinderung einer Ausbreitung die Objekte und der Bereich isoliert werden. Abhängig vom Objekt und des Schädlings muss ein umfassender Maßnahmenplan zur Behandlung/Bekämpfung umgesetzt werden, dabei sollte die Reaktion in einem angemessenen Verhältnis zum Ausmaß des Befalls und dem davon ausgehenden Risiko stehen. Die angewendeten Maßnahmen und Behandlungen sind zu dokumentieren.
4 siehe IPM-Programm und Monitoring
Schädlinge
Insekten machen einen großen
Anteil der weltweiten Tierwelt aus. Es stellen nur wenige eine
Bedrohung des kulturellen Erbe dar. Sie entwickeln sich in den Stadien
Ei, Larve, Puppe und erwachsenes Tier und der vollständige Lebenszyklus
kann je nach Art, Nahrung und Umgebungsbedingungen von unter einer Woche
bis zu mehreren Jahren variieren.
Insektenbefall kann durch
Sichtprüfung und/oder durch Insektenfallen festgestellt werden. Die
verschiedensten Fangvorrichtungen wie Aufstellfallen / Klebefallen,
Pheromon- und andere Lockstofffallen, Lichtfallen (ohne und mit
UV-Licht) werden zum Nachweis von Schadinsekten abhängig von der Art verwendet.
Nagetiere bilden die größte Gruppe der Säugetiere, die davon am häufigsten Schädlinge sind Ratten und Mäuse. Das Auftreten dieser steht im direkten Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln.
Ein Befall kann durch Tierkot, Anzeichen für Benagen, Sichtung oder Geruch festgestellt werden. Als Fangvorrichtung können ungiftige Köder (Köder können evtl. Schadinsekten anlocken) und Fallen zum Nachweis verwendet werden.
Pilze sind einer der wichtigsten Verursacher von Kontamination von Kulturgut dar. Sie können unter optimalen Bedingungen sehr schnell wachsen und in kürzester Zeit schwere Schäden verursachen.
Sichtprüfung oder Pilzgeruch kann Pilzwachstum anzeigen. Er kennzeichnet sich durch weiße oder farbige Flecken auf der Materialoberfläche aus. Eine Behandlung ist immer vom Ausmaß und Schwere des Befalls und Schadens und der Art des Objektes abhängig.
Photosynthetische Organismen sind Algen und Flechten die auf Steinen im Freien aber unter günstigen Bedingungen ebenfalls ein breite Vielzahl an Untergründen einschließlich Glas, Holz und Metall auch im Innern besiedeln können.
Ein vorkommen von Algen ist durch grüne oder dunkelbraune Flecken an feuchten Stellen gekennzeichnet.
Flechten bilden Millimeter oder Zentimeter große abgerundete krustige oder buschige farbige Flecken, die häufig ein lederartiges Erscheinungsbild aufweisen.
Eine Behandlung ist immer vom Ausmaß und Schwere des Befalls und Schadens und der Art des Objektes abhängig.
Bakterien sind extrem Anpassungsfähig an die unterschiedlichsten Bedingungen. Sie haben ein äußerst schnelle Wachstum und eine hohe Reproduktion. Für Ihre Entwicklung ist Wasser in Verbindung mit dem Feuchtegehalt des Materials wichtig.
Eine Sichtprüfung reicht zum Nachweis von Bakterien nicht aus, unter Umständen kann ein unangenehmer Geruch wahrgenommen werden.
Der Nachweis sollte anhand von Probennahme und Kultivierung durch Labore erfolgen die ein spezifisches biologisches Protokoll anwenden.
Literatur
DIN EN 16790 „Erhaltung des kulturellen Erbes – Integrierte Schädlingsbekämpfung (IPM) zum Schutz des kulturellen Erbes“